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KI in der Arbeitswelt – Anwendungen, Chancen und Herausforderungen

17.07.2024

Eine Roboterhand tippt auf einem Laptop

Am Thema KI am Arbeitsplatz scheiden sich die Geister. Während viele Angestellte sich eine Erleichterung der Aufgaben von der Technologie versprechen, lehnen andere diese eher ab. Wir ordnen die Entwicklungen und das Potenzial der künstlichen Intelligenz für die Arbeitswelt ein und geben Tipps, wie Sie KI gewinnbringend in Ihrem Unternehmen einsetzen können.

So verändert KI die Arbeitswelt schon heute

Beim Thema künstliche Intelligenz (KI) denken heutzutage viele Menschen sicher zuerst an die großen Sprachmodelle (Large Language Models – LLM) wie ChatGPT von OpenAI, Microsoft Copilot oder Googles Gemini. Während solche Tools tatsächlich heute schon sehr gewinnbringend in Unternehmen jeder Größe eingesetzt werden, kann KI aber weit mehr als nur Texte und Bilder erstellen. Je nach Programmierung und Training eignet sie sich auch für Anwendungen in der Robotik, Automatisierung, Datenanalyse oder Verarbeitung. Wird KI also bald alle menschlichen Arbeitskräfte ersetzen? 

Davon ist nicht auszugehen. Bisher sind die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt eher gering. Auch wenn die Entwicklungen auf diesem Feld rasant voranschreiten, ist nicht davon auszugehen, dass KI die Arbeitswelt auf einen Schlag verändern wird. Vielmehr hat ein stetig voranschreitender Prozess eingesetzt, in dessen Folge sich Aufgabenbereiche, Berufe und Tätigkeiten verändern werden.

KI als Werkzeug begreifen

Ein großes Potenzial der KI liegt darin, vor allem zeitraubende und repetitive Aufgaben zu übernehmen. Das entlastet die Belegschaft, die sich um anspruchsvollere Aufgaben kümmern kann. KI sollte folglich als ein weiteres, effizientes Tool im Werkzeugkoffer Ihres Betriebs verstanden werden: Setzen Sie KI zielgerichtet dort ein, wo es sinnvoll ist. Und stellen Sie sicher, dass Ihre Belegschaft das neue Werkzeug versteht und keine Angst vor ihm hat.

Generative KI erfolgreich im Unternehmen nutzen 

In Büros offenbaren generative KIs wie ChatGPT, Copilot und Gemini ihr Potenzial. Eine Studie der ChatGPT Entwicklerfirma OpenAI und der University of Pensylvania aus dem August 2023 zeigt, dass LLMs schon jetzt große Teile der Tätigkeiten etwa in der Buchhaltung übernehmen können. Auch Aufgabenfelder in Bereichen wie Mathematik und Informatik beherrscht generative KI schon heute recht gut. Ebenso sind Berufsgruppen wie Dolmetscher und Redakteure von den Entwicklungen betroffen. 

Generative KI – Mit den richtigen Prompts zum Erfolg

Um generative KI in Ihrem Unternehmen als Werkzeug und hilfreiches Tool einzusetzen, benötigen Sie zunächst einen Zugang. Copilot beispielsweise ist mit einem Firmen-Abo von Microsoft Office 365 nutzbar oder kann hinzugebucht werden. Die Anwendung basiert auf GPT-4 von OpenAI, dem Sprachmodell, das auch in ChatGPT zum Einsatz kommt. Darüber hinaus kann Copilot auch Bilder generieren.

Ein fiktives Beispiel für den Einsatz: Der Pflegedienst Meier möchte online eine Werbeanzeige schalten. Das Unternehmen nutzt für die Erstellung der Anzeige Microsoft Copilot.

Als Prompt gibt die zuständige Mitarbeiterin folgendes ein: „Erstelle eine Werbeanzeige für den Pflegedienst Meier in München. Hier arbeiten 25 Angestellte. Wir sind spezialisiert auf häusliche Pflege alter Menschen. Der Anzeigentext soll vertrauenerweckend und seriös, aber auch nahbar sein. Länge: 70 Wörter“

Das Ergebnis der generativen KI„Vertrauen Sie auf Pflegedienst Meier in München. Mit 25 engagierten Fachkräften sind wir Ihr Partner für die häusliche Pflege älterer Menschen. Unsere Expertise und unser Mitgefühl machen den Unterschied. Bei uns sind Sie in guten Händen. Pflegedienst Meier – Professionelle Pflege, persönlich und nahbar.“

Die KI hat in diesem Fall die Vorgabe von 70 Wörtern ignoriert und einen kürzeren Text generiert. Einen Prompt später („Kannst du den Text oben noch auf 70 Wörter verlängern?“), liefert Copilot folgendes Ergebnis: 

Vertrauen Sie auf Pflegedienst Meier in München. Mit einem engagierten Team von 25 Fachkräften sind wir Ihr zuverlässiger Partner für die häusliche Pflege älterer Menschen. Unsere Expertise und unser Mitgefühl machen den Unterschied. Bei uns sind Sie und Ihre Lieben in guten Händen. Pflegedienst Meier – Professionelle Pflege, persönlich und nahbar. Wir verstehen die Bedeutung von Zuhause und arbeiten jeden Tag daran, unseren Kunden den Komfort und die Sicherheit zu bieten, die sie verdienen. Wählen Sie Pflegedienst Meier für eine Pflege, die Sie lieben werden.

Dazu erstellt Copilot auch passende Bilder. Der Prompt in diesem Fall: „Erstelle ein Bild eines häuslichen Pflegedienstes in München“.

ine junge Altenpflegerin kümmert sich um ein fröhliches älteres Ehepaar. Es gibt Kaffee und Kuchen.

Mit KI generiertes Bild, erstellt mit Microsoft Copilot

Die Mitarbeiterin müsste sicherlich noch etwas am Text anpassen und hätte als Quelle auch die eigene Firmenwebsite angeben können. Ein guter Start ist mit der KI aber gemacht. Auch das generierte Bild hat Potenzial. Sicherlich hat es eine andere Wirkung, als ein echtes Foto der Belegschaft, aber dafür muss der Pflegedienst Meier auch keinen Fotografen beauftragen und keine Einverständniserklärung der Klienten einholen. 

Richtig prompten 

Die Entwicklerinnen und Entwickler haben die meisten generativen KIs so programmiert, dass sie wie Menschen antworten. Allerdings müssen sie Ihre Prompts so formulieren, als würden sie jemanden beauftragen, der von Ihrem Anliegen noch nie gehört hat. 

KI in technischen Anwendungen

Für die Anwendung im technischen Umfeld bedarf es dabei anderen KI-Modellen, als der oben beschriebenen generativen KI. Ein großer Vorteil künstlicher Intelligenz ist, dass sie ermüdungsfrei arbeitet und keine Pausen braucht. Das verspricht eine geringere Fehlerrate bei monotonen und sich wiederholenden Aufgaben. In der Industrie beispielsweise können intelligente vernetzte Roboter zuverlässig Fließbandarbeiten übernehmen. 

Hier einige Beispiele, wo künstliche Intelligenz bereits eingesetzt wird:

In vernetzten Systemen hält das AIoT Einzug – dabei handelt es sich um die Verschmelzung aus dem Internet der Dinge und künstlicher Intelligenz. 

In Robotik, Automatisierung und selbstlernenden Systemen sorgt Machine Learning für intelligentere Maschinen. 

Zur Datenanalyse und Diagnostik wird KI in verschiedenen Branchen eingesetzt. Etwa im Energiewesen zur Heizungssteuerung.

In der Produktentwicklung und Fertigung kann KI-Prozesse beschleunigen.

In Materialmanagement und Wartung – beispielsweise in der Intralogistik, sorgt KI in Verbindung mit zunehmender Vernetzung für höhere Effizienz.

Herausforderungen und Chancen von KI bei der Arbeit 

Ein Grund für die noch eher geringe Verbreitung von KI in betrieblichen Prozessen dürfte in der Neuartigkeit der Technologie liegen. Die Implementierung künstlicher Intelligenz in bestehende Systeme kann langwierig und kostspielig sein. Zudem müssen Unternehmen sich zunächst mit den möglichen Anwendungsfeldern auseinandersetzen, Potenziale im eigenen Betrieb analysieren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit den Systemen schulen. 

Wenn die Technologie dann eingeführt wird, verändert sie Arbeitsabläufe auf nahezu allen Ebenen. Das bedeutet, es entsteht zunächst ein Transformationsprozess, bevor eine spürbare Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzt. Dabei muss die Rollenverteilung zwischen Mensch und Maschine geklärt und entsprechende Konzepte etabliert werden. Wichtig dabei: Die menschlichen Angestellten müssen bei allen Anwendungen die Oberhand und Kontrolle behalten. 

Mit künstlicher Intelligenz gegen den Fachkräftemangel? 

Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzusetzen, könnte ein Erfolgsrezept gegen den Fachkräftemangel sein. Laut Trendindex der automatica 2023, einer Fachmesse für intelligente Automation und Robotik, sieht fast die Hälfte der Befragten in KI und Robotik großes Potenzial, den Fachkräftemangel zu lösen. 67 % sehen künstliche Intelligenz demnach als Hilfe am Arbeitsplatz, gleichzeitig fordern 45 % der Befragten strikte menschliche Kontrollen der KI.

Beispiele: So kann KI-Fachkräfte entlasten 

Künstliche Intelligenz wird bereits gewinnbringend eingesetzt, um große Datenmengen auszuwerten und Muster zu erkennen. In der Medizin beispielsweise kann das bei der Entwicklung von Medikamenten oder der Diagnostik hilfreich sein. In Arztpraxen können Sprachassistenten mit KI zum Einsatz kommen, um die Fachangestellten zu entlasten – z. B., indem Anrufe angenommen und Termine automatisch vereinbart werden. 

In kleinen und mittelständischen Betrieben kann die Sachbearbeitung und Rechnungsstellung durch KI optimiert werden. Technische Geräte, die mit IoT-Sensorik ausgestattet sind und Zustandsdaten übermitteln, können dank KI-Technologie bedarfsorientiert gewartet werden – das reduziert aufwändige Routinekontrollen. 

So könnte KI die Arbeit in Zukunft verändern 

Durch neue Technologien verändern sich Berufsbilder seit jeher. Allerdings beschleunigt sich die technologische Entwicklung seit einigen Jahren und damit steigt auch das Tempo der Veränderung der Arbeitswelt.

Beschäftigte sind sich bei KI uneinig 

In einer Befragung des Bitkom, wünschten sich 51 % der befragten Angestellten, dass die KI ihnen langweilige Routineaufgaben abnimmt. Der starke Kontrast: 46 % lehnen das in der gleichen Umfrage ab. Während ein großer Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicher ist, dass eine KI sie derzeit schon unterstützen könnte, sind sich 13 % sogar sicher, dass ihr Job zukünftig durch eine KI erledigt werden wird. 

Als größten Vorteil sehen die vom Bitkom befragten Personen, dass KI am Arbeitsplatz Unternehmen wettbewerbsfähig hält und damit zukunftssicher macht. 47 % versprechen sich Arbeitszeitersparnis und 41 % erhoffen sich, sich dadurch auf wichtigere Aufgaben konzentrieren zu können. 

Dazu sagt Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Branchenverbands Bitkom: „Künstliche Intelligenz wird in den kommenden Jahren in praktisch allen Berufen Tätigkeiten verändern und Beschäftigte entlasten. KI wird in vorhandene Technologien integriert – z. B. im Büro. Es werden aber auch ganz neue Anwendungen entstehen – z. B. in der industriellen Fertigung, der Gesundheitsversorgung oder in Kreativ-Berufen.“

Er sieht künstliche Intelligenz hauptsächlich als Unterstützung und Entlastung für Menschen bei Tätigkeiten, die vor allem repetitiven Aufgaben beinhalten. Außerdem dürfte KI für Fehlerüberprüfungen und bei der Auswertung großer Datenmengen eingesetzt werden, so Dr. Wintergerst. 

Künstliche Intelligenz im Überblick

Künstliche Intelligenz … 

hat bislang keine großen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, wird die Arbeitswelt in Zukunft aber nachhaltig verändern. Unternehmen sollten prüfen, wie sie die neue Technologie für Ihre Zwecke nutzen können und einen Transformationsprozess einleiten. 

kann als generative KI mit den richtigen Prompts schon jetzt eine gute Unterstützung bei vielen Aufgaben in verschiedenen Bereichen sein. 

hat Potenzial, in nahezu jedem Bereich der Arbeitswelt für mehr Effizienz zu sorgen. 

wird von Angestellten in verschiedenen Studien und Umfragen gespalten gesehen. 

Häufig gestellte Fragen

Aktuell findet KI bereits in vielen Bereichen der Arbeitswelt Anwendung. Generative KIs wie ChatGPT und Microsoft Copilot generieren Texte und Bilder verschiedenster Art. Machine Learning findet zunehmend Verwendung in der Robotik und anderen technischen Bereichen. Und bei der Auswertung großer Datenmengen kommen ebenfalls spezielle Anwendungen mit künstlicher Intelligenz zum Einsatz. Weiterhin seien Sprachassistenten und Chatbots als Beispiele genannt. 

KI ist eine der größten technischen Neuerungen unserer Zeit. Wie auch andere Innovationen wird die Technologie die Arbeitswelt und die Art der Arbeit verändern. Dabei werden einige Berufe wegfallen, aber viele andere dürften neu hinzukommen. Bislang sind die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Deutschland aber eher gering. 

KI wird zukünftig in nahezu jedem Bereich der Arbeitswelt zum Einsatz kommen. Besonders bei der Auswertung großer Datenmengen und in der Mustererkennung in diesen Datensätzen liegt großes Potenzial.

Außerdem dürften generative KIs die Berufsbilder vieler kreativer Jobs und solcher mit sich wiederholenden Aufgaben verändern, etwa in der Buchhaltung oder im juristischen Bereich. Auch in der Robotik, Automatisierung, in technischen Geräten im Allgemeinen und in der Softwareentwicklung wird KI Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterstützen.

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