30. März 2015
Das Ende von ISDN ist eingeläutet. Die größten Telekommunikationsnetze in Deutschland sollen bis 2018 auf IP-Technik für Telefonate umgestellt werden. Bei vielen Nutzern von ISDN-Services sorgt diese Ankündigung für Verunsicherung. Das muss es aber nicht, denn mit der Wahl richtigen Nachfolgetechnik können sie ihre bisherigen Telefonanlagen und Apparate weiter nutzen. Und der Weg in die moderne Welt der Telekommunikation steht ihnen dennoch offen.
Deutschland ist spitze. Zum Beispiel bei ISDN. Gleich nach Japan liegt die Bundesrepublik weltweit auf Platz 2 der Länder mit den meisten ISDN-Anschlüssen.
Laut aktuellstem Jahresbericht der Bundesnetzagentur gab es 2013 insgesamt 9,1 Millionen ISDN-Anschlüsse. Und weil das größte Telefonnetz in Deutschland vollständig auf ISDN basiert, müssen auch die 14,7 Millionen analogen Telefonanschlüsse hinzugezählt werden, denn auch sie nutzen mittelbar die einst moderne Technik. Das macht in Summe 23,8 Millionen Festnetz-Telefonanschlüsse, die von der Verfügbarkeit der ISDN-Technik abhängen.
Und genau da beginnt das Problem: Die großen Hersteller für Netzwerktechnik haben angekündigt, ihre ISDN-Lösungen auf absehbare Zeit aus dem Sortiment zu nehmen, keinen Ersatz mehr liefern und keinen Service anbieten zu können oder zu wollen. Der Grund dafür ist sehr einfach: Längst hat sich ein anderer Standard weltweit etabliert, über den per Netz miteinander kommuniziert wird: IP, das Internet-Protokoll. Es ermöglicht sowohl den Datenverkehr im Internet als auch das Telefonieren über dieselbe Leitung. Während klassische Telefonanschlüsse noch eigene Leitungen erfordern, laufen IP-Telefonate über denselben Breitband-Anschluss, der auch für den Internet-Zugang genutzt wird. Dieses einheitliche Netz auf der Basis des Internet-Protokolls (IP) transportiert Daten für unterschiedlichste Services, von E-Mails über Downloads bis zu Telefonaten in HD-Qualität, und wird deswegen unter dem griffigen Namen All-IP zusammengefasst.
Anders als der Name „Internet-Protokoll“ suggeriert, kommt IP nicht nur im Internet zum Einsatz. Längst legt dieses Protokoll auch in vielen anderen Bereichen fest, wie die Kommunikation technisch organisiert wird, beispielweise in Mobilfunknetzen oder in internen Unternehmensnetzen.
Auch wer in seinem Kleinunternehmen oder zu Hause einen Router mit eigenem Netzwerk betreibt, beispielsweise über WLAN, setzt dabei IP ein. Und auch das Telefonieren per IP ist schon in vielen Bereichen üblich: Seit mehr als einer Dekade setzen gerade die Telefonanbieter innerhalb ihrer Netze verstärkt auf diese Technik. Die meisten Mobilfunknetze arbeiten auf IP-Basis und ermöglichen selbstverständlich das Telefonieren in guter Qualität. Viele Unternehmen telefonieren intern ebenfalls bereits über IP, selbst wenn ihr Anschluss an das öffentliche Netz noch per ISDN erfolgt. Und nicht zuletzt telefonieren Kunden, die keinen klassischen Festnetztelefonanschluss mehr haben, sondern allein auf einen beliebigen Internetzugang setzen, bereits per IP-Technologie. „Voice over IP“, kurz VoIP, wird diese Technik deshalb auch genannt.
Der wichtigste Vorteil: IP ermöglicht mehr Flexibilität und nutzt vorhandene Leitungskapazitäten besser aus. So können mehr Services gleichzeitig über dieselbe Leitung laufen: Internet-Surfen, Datenübertragung, Faxen, Telefonieren; alles funktioniert parallel über eine Leitung. Durch schnelle Verbindungen und moderne Endgeräte erzielt VoIP heute meistens eine bessere Tonqualität als bei den bisherigen Techniken im Festnetz. Zuverlässigkeit und Sprachqualität liegen keineswegs hinter ISDN oder der analogen Telefonie, denn die Datenpakete für Anrufe werden bei qualitätsbewussten Anbietern priorisiert übertragen.
Der Geschäftskundenbereich von Telefónica in Deutschland bietet genau solche Lösungen an. „Voice Access SIP“ liefert beispielsweise kleinen und mittleren Unternehmen einen flexibel skalierbaren SIP-Anlagenanschluss.
Die Telefonate werden damit nicht mehr über das herkömmliche ISDN-Netz geführt, sondern über das moderne IP-Netz. Dennoch müssen Unternehmen ihre bisherige Technik dafür nicht unbedingt sofort umstellen, auch wenn sie noch auf ISDN beruht. Teléfonica ermöglicht auch die Anbindung älterer ISDN-Telefonanlagen an das Netz der nächsten Generation. Der Umstieg auf SIP-Anlagenanschlüsse kann dann einfach später durchgeführt werden.
Und mit dem Geschäftskundenangebot „Digital Phone von O2“ wird überhaupt keine eigene Telefonanlage mehr benötigt, denn die ganze Technik wird damit in die Cloud verlagert.
So können die Geschäftskunden ihre Festnetznummern überall auf der Welt benutzen. Dafür sind lediglich ein Internet-Anschluss und passende Endgeräte nötig, was die Anschaffungskosten extrem niedrig hält. Durch die Nutzung von redundanten Rechenzentren in Deutschland erreicht Digital Phone von O2 höchste Ausfallsicherheit und beste Sprachqualität.
Zum technischen Hintergrund:
Ein wesentlicher Vorteil dieser neuen Techniken: Früher mussten für Telefonate immer durchgehende Leitungen zwischen den Kommunikationspartnern geschaltet werden. Sie waren dann belegt und konnten nicht für weitere Services genutzt werden. ISDN brachte wenigstens schon den Vorteil gegenüber der Analogtechnik, dass immerhin zwei Services – beispielsweise zwei gleichzeitige Telefonate oder ein Telefongespräch und parallel ein Faxversand – möglich wurden. Doch damit war die Grenze auch schon wieder erreicht. Heute aber wollen wir aber über unsere Netzwerke am liebsten alles gleichzeitig tun: Surfen, Telefonieren, Video-Streamen,
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Das Internet-Protokoll setzt deshalb nicht auf sogenannte leitungsvermittelte Kommunikation, sondern auf paketvermittelte: Es unterteilt alles, was übers Netzwerk geschickt wird, in einzelne Datenpakete, die auf der Empfängerseite wieder passend zusammengesetzt werden. So kommen das vollständige Fax, die ganze Datei oder das vollständige Videobild ganz schnell und automatisch an. Über welche Leitung die einzelnen Pakete ihren Weg nehmen, ist dabei egal. Jedes findet seinen Weg ganz von selbst zum Ziel. Dadurch können die einzelnen Leitungen wesentlich effizienter genutzt werden, als wenn sie nur Telefongespräche transportieren.
Übrigens: Wer nicht rechtzeitig auf neue Technik umsteigt, der kann schnell den Anschluss verpassen. Das musste auch Siemens einsehen, wie der Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser neulich auf der Hauptversammlung seines Unternehmens berichtete: Ende der 80er Jahre wollte ein junger Mann in der Münchner Zentrale vorsprechen. Er bot eine Beteiligung an seinem Startup an, das unter anderen auch Technologien für Internet-Telefonate entwickelte. Seine Firma hieß Cisco und der junge Mann wurde nicht einmal vorgelassen. Heute ist Cisco einer der weltgrößten Anbieter für Netzwerktechnik und Siemens musste längst aus dem Geschäft mit digitalen Vermittlungsanlagen aussteigen, wo sie damals noch Weltmarktführer waren. So kann es laufen.